Leseprobe Hin i d Hölle - ELW-Verlag

Direkt zum Seiteninhalt
Leseprobe: Hinauf in die Hölle

Aus Kapitel 7

... Tyler wiederholt den Satz, den er seinen Agenten schon zugerufen  hatte: „Wir haben zu tun, lassen Sie uns in Ruhe unsere Arbeit machen.  Schluss und Ende.“ Die Piepstimme: „Ausschalten, bring mir wieder den  verdammten Wald und die Verfolgten auf die Schirme, sofort!“

Mit  fast schon weinerlicher Stimme antwortet der: „Geht nicht, die Drohne,  die von Wiesbaden aus gesteuert wird, hat abgeschaltet und schon  abgedreht.“
Da bricht es aus Tyler heraus. Er schreit den General an:  „Schwachkopf verdammter, weißt du überhaupt, was du da machst? Wenn ich  auf deinen kleinen verschissenen Airport komme, falte ich dich zusammen  und wisch mir dann mit dir meinen Arsch ab.“

Fassungsloses Staunen  in dem Gesicht des wütenden Generals. So hat noch keiner mit ihm  gesprochen. Das überstrapaziert sein Militärhirn. „Das hat Folgen.“
„Ja  ist gut, Micky Maus. Verschwinde!“ Er brüllt seinen Mann an: „Schalte  endlich das Arschloch ab. Alle Verbindungen nach Wiesbaden trennen. Die  Waffendrohne weiter im Einsatz lassen. Sprengt mir die drei Flüchtigen  endlich in die Luft.“
„Okay.“

*

Das Blut hämmert  in Wehrlanders Ohren. Es ist so laut, dass alle anderen Geräusche  überlagert werden. Ihm geht durch den Kopf, dass er sich mit seinen  Leuten in einer absolut lebensgefährlichen Situation befindet. Es kann  durchaus sein, dass in diesem Wald zwischen Wiesbaden und Limburg ihr  Leben endet. So einen kompromisslosen Kampf hat er noch nicht erlebt.

Er  weiß, dass es eine große Anzahl von Übergriffen der amerikanischen  Freunde in deutsches Hoheitsrecht gibt, wie zum Beispiel Entführungen,  Folterungen und Ermordungen, vom Ausspionieren und Abhören mal ganz  abgesehen. Diese Menschenjagd, der sie im Augenblick ausgesetzt sind,  sucht ihresgleichen.

Sie scheinen mit der  Annahme des Auftrages von Calucci die berühmte Büchse der Pandora  geöffnet zu haben. Sie stolpern gerade eine kleine Steigung hinauf, als  er Motorgeräusche vernimmt. Sie nähern sich der Bundesstraße, die direkt  nach Wiesbaden führt. Vor ihm bleibt schweratmend Lattante stehen. Auf  ihm mit hängendem Kopf Barleg. Er scheint bewusstlos zu sein. Hat ihn  wohl ordentlich erwischt. Als er näherkommt, sieht er wie vom Rücken  seines Freundes Blut tropft.

Lattante will  gerade weiterlaufen, da bedeutet ihm Wehrlander, stehen zu bleiben. Als  er bei ihm ist, kann er deutlich sehen, dass Barleg sich im Rücken eine  Verletzung zugezogen hat. Ein kleines Loch ist zu sehen. Als er den  Stoff auseinanderreißt sieht er, dass ein Holzstück auf der linken Seite  in Höhe des Herzens unterhalb seiner linken Schulter im Rücken steckt. „Weiter  Lattante, los. Wulfi ist anscheinend schwerer verletzt als wir beide  dachten. Er hat einen Holzsplitter im Rücken stecken.“

Lattante nickt  und rennt weiter die Steigung hinauf. Als er oben angekommen ist, zeigt  er, ohne ein Wort zu sagen nach vorne. Wehrlander muss sich ordentlich  anstrengen, um mitzuhalten. Als er dann neben Lattante steht, sieht er  eine Gruppe von Felsen. Er blickt nach oben. Angestrengt lauscht er,  um die Drohnen zu orten. Er registriert, dass sich eines der tief  brummenden Fluggeräte entfernt. Er will schon aufatmen, da schwillt das  Geräusch der zweiten Drohne wieder an. Sie scheint jetzt ein wenig höher  zu fliegen. Anscheinend sucht sie uns. Wer weiß, was da los ist, denkt  er sich. Auf jeden Fall haben sie einige Augenblicke Luft bekommen. „Sie scheinen uns  verloren zu haben. Lattante zu den Felsen. Hoffentlich können wir uns da  verkriechen, damit die mit ihren Wärmebildkameras uns nicht erkennen  können. Eine Ortung über die Handys dürfte ihnen nicht möglich sein. Wir  schalten sie aber trotzdem aus.“

Sie hetzen zu der  Felsgruppe und tatsächlich gibt es dort einen überhängenden Bereich,  unter dem sie sich verkriechen können. Sie pressen sich, soweit es nur  irgend möglich ist, an die Felswand heran. Ihre Handys von Carlos haben  sie ausgeschaltet. Da schwillt auch schon wieder das Geräusch der Drohne  an. Brummend streicht sie dicht über die Baumwipfel und direkt über sie  hinweg. Sie scheinen nicht entdeckt worden zu sein. Lattante atmet ein  wenig auf und kümmert sich um Barleg.

Wehrlander ist an seine Seite  gerutscht. Er dreht Barleg vorsichtig auf den Bauch und sieht sich die  Wunde an. „Das sieht wirklich nicht gut aus mein Freund.“ In Richtung  Lattante: „Wulfi muss schnellstens in eine Klinik.“ Die Stimme von  Wehrlander zittert. Es ist ihm anzumerken, dass ihn die Verletzung von  Barleg mehr mitnimmt, als er gewillt ist zu zeigen.

Lattante sagt:  „Boss sag mir, was ich machen soll, es wird gemacht. Ich trage ihn bis  ans andere Ende der Welt, wenn es sein muss.“

Wehrlander klopft ihm  dankbar auf die Schulter. „Wir müssen sehen, dass die Drohne  verschwindet. Abgesehen von der Gefahr für uns erregt alles, was sich  hier um Limburg herum abgespielt hat, eine ungewollte Aufmerksamkeit.  Das können wir überhaupt nicht gebrauchen.“ Während Wehrlander  überlegt, ob er den Holzsplitter in der Wunde lassen oder herausziehen  soll, schwillt das Motorengeräusch der Drohne wieder an. ...


Alle Rechte vorbehalten; die verwendeten Texte, Bilder und Grafiken sowie das Layout dieser Seiten genießen Urheberschutz, besonders die Rechte auf Veröffentlichung und Vervielfältigung. All rights reserved; the used texts, images, illustrations as well as the layout of these pages are subjects to copyright protection, especially for electronical and printed publication and copying.
Zurück zum Seiteninhalt